
Im virtuellen Klassenzimmer
Vor Statia erleben wir, was wir vor unserer Tour befürchtet und fast schon vergessen haben. In der Oranjestad Bay schaukelt die Asja einer idyllischen Kulisse mit Festung und Vulkan - aber wir haben kein Netz. Die Kinder können sich nicht in den Online-Unterricht einwählen. Was sogar mitten auf dem Atlantik dank Starlink eigentlich immer funktioniert hat. Aber in Sint Eustatius, so der volle Name der “besonderen Gemeinde der Niederlande” hat der Satellitendienst keine Konzession.

Dominica von oben und unten
Nach einer Nacht Dauerregen hat der Indian River eine milchig-türkise Farbe. Elvis, unser Guide, rudert sein kleines Boot durch das Flussdelta zu Tia Dalmas Hütte, bekannt aus Pirates of the Caribbean. Genau genommen ist es ein Nachbau der Film-Location. Die Original-Hütte, in der die Voodoo-Priesterin Jack Sparrow ein großes Glas Dreck schenkt, hat ein Hurrikan weggefegt. Nächster Stop: die Bar, in der Johnny und Naomie, Keira und Orlando ihre Drehpausen verbracht haben.

Licht und Schatten
Durch die Treffen und Parties der ARC+ auf den Kanaren, Kapverden und auf Grenada trifft man dieselben Menschen immer wieder. Wie eine Schulklasse, wie Kollegen auf Zeit. Manche bleiben im Hintergrund, zu anderen findet man schnell einen Draht. Zum Beispiel zu Ewan, der als Skipper und Operating Manager großer Yachten schon seit einer Ewigkeit segelt. Mit 46 hat er mehr als 36 000 Seemeilen im Logbuch und wird zur Anlaufstelle für viele. Durch seine Größe nicht zu übersehen, immer bereit, seine Erfahrungen zu teilen. Nach der ARC+ will er mit seiner Familie weiter in den Pazifik.

Zwei Wochen auf dem Atlantik
Nach zehn Tagen auf dem Atlantik begleiten Albatrosse die Asja. Tausend Meilen vom Land entfernt, schweben ihre Schatten über uns und stoßen gezielt ins Wasser. Fliegende Fische springen in alle Richtungen davon. Ganze Schwärme lösen sich aus dem Ozean, schimmern weiß in der Luft. Wir hängen an unseren Sicherungsleinen auf dem Vorschiff und schauen den Jagdszenen zu, als ich die ersten Thunfische in den Wellen entdecke. Dicht unter der Oberfläche fallen sie in die Jagd mit ein. Wir verlagern unsere Angel, fangen aber keinen. Und auch so ist es großartig, in dieser abgeschiedenen Welt zu Gast zu sein.

Lohnt sich die ARC Rallye?
Marschmusik hallt durch die Straßen entlang des Hafens. Mit Pauken und Trompeten führt ein Spielmannszug unsere Parade an. Als Segler der ARC Plus 2024 laufen wir mit. Aus den Cafés und Restaurants am Straßenrand jubeln Leute uns zu. Es fühlt sich etwas merkwürdig an.
„Das ist ja fast wie beim Karneval im Rheinland“, sagen meine Eltern, die uns in Gran Canaria besuchen. Und es stimmt. Nur fahren hier keine Festwagen, von denen aus Süßigkeiten ins Publikum regnen. Hier feiern 94 Crews den Start der Rallye. Wir schwenken die Flaggen unserer Länder. Von Estland über die Cayman Inseln bis Japan sind diesmal 38 Nationen dabei.

Abenteuer Nachtfahrt
Die Lichter von Madeira verschwimmen zu Glühwürmchen auf den Hängen. Ansonsten ist es stockdunkel. Mit 9,4 Knoten rauschen wir hart am Wind durch den Atlantik. Mit Lage auf Backbord. 28 Knoten, in Böen über 30, drücken auf die Segel. In meiner Sicherheitsweste im Cockpit, stemme ich die Füße gegen den Tisch. Und den Kopf gegen das Bimini, das sich wie ein drittes Segel in meinem Nacken bläht.

Ein Manta für die Mole
Als wir an Land gehen, empfangen uns bunte Logos, die bis an den Horizont reichen. Schiffe, Meerestiere und Symbole bedecken die Hafenmole. Graffiti von Bootsnamen, Heimatflaggen, Jahreszahlen. Bilder platzen vom Beton und wurden von neuen Crews übermalt. An einem besonderen Punkt in ihrem Leben, vor oder nach einer längeren Reise. Ich frage mich, wo ihr Weg sie hingeführt hat. Ob sie gefunden haben, wonach sie gesucht haben und was sie heute tun.

Dem Fort so nah
15 Meter unter uns wandert der Anker über den Felsgrund. Das Kratzen bohrt sich in meine Ohren. Dass er sich losreißt, ist keine Option, denn die Klippen der Berlengas sind hier zum Greifen nah. Und der Wind bläst zwar schwach, aber konstant in Richtung der Insel. In dieser Nacht kommen wir nicht richtig zur Ruhe. Um drei Uhr geht Daniel nochmal an Deck. Legt ein paar Meter Kette nach. Adjustiert den Ankeralarm und schläft draußen, um notfalls schneller zu reagieren.

Segeln in der Orca Alley
Wolken hängen tief über der Ankerbucht in Camarinas. Regen hämmert auf den rauchgrauen Atlantik und das Dach unserer Kuchenbude. 13 Grad Lufttemperatur Anfang September - so haben wir uns Spanien nicht vorgestellt. In Regenjacken holen wir den Anker unseres Segelschiffs, Asja ein und hoffen, dass sie heil durch den Tag kommt. Wir sind im Revier der iberischen Schwertwale unterwegs.