Zwei Wochen auf dem Atlantik
Nach zehn Tagen auf dem Atlantik begleiten Albatrosse die Asja. Tausend Meilen vom Land entfernt, schweben ihre Schatten über uns und stoßen gezielt ins Wasser. Fliegende Fische springen in alle Richtungen davon. Ganze Schwärme lösen sich aus dem Ozean, schimmern weiß in der Luft. Wir hängen an unseren Sicherungsleinen auf dem Vorschiff und schauen den Jagdszenen zu, als ich die ersten Thunfische in den Wellen entdecke. Dicht unter der Oberfläche fallen sie in die Jagd mit ein. Wir verlagern unsere Angel, fangen aber keinen. Und auch so ist es großartig, in dieser abgeschiedenen Welt zu Gast zu sein.
Lohnt sich die ARC Rallye?
Marschmusik hallt durch die Straßen entlang des Hafens. Mit Pauken und Trompeten führt ein Spielmannszug unsere Parade an. Als Segler der ARC Plus 2024 laufen wir mit. Aus den Cafés und Restaurants am Straßenrand jubeln Leute uns zu. Es fühlt sich etwas merkwürdig an.
„Das ist ja fast wie beim Karneval im Rheinland“, sagen meine Eltern, die uns in Gran Canaria besuchen. Und es stimmt. Nur fahren hier keine Festwagen, von denen aus Süßigkeiten ins Publikum regnen. Hier feiern 94 Crews den Start der Rallye. Wir schwenken die Flaggen unserer Länder. Von Estland über die Cayman Inseln bis Japan sind diesmal 38 Nationen dabei.
Abenteuer Nachtfahrt
Die Lichter von Madeira verschwimmen zu Glühwürmchen auf den Hängen. Ansonsten ist es stockdunkel. Mit 9,4 Knoten rauschen wir hart am Wind durch den Atlantik. Mit Lage auf Backbord. 28 Knoten, in Böen über 30, drücken auf die Segel. In meiner Sicherheitsweste im Cockpit, stemme ich die Füße gegen den Tisch. Und den Kopf gegen das Bimini, das sich wie ein drittes Segel in meinem Nacken bläht.
Ein Manta für die Mole
Als wir an Land gehen, empfangen uns bunte Logos, die bis an den Horizont reichen. Schiffe, Meerestiere und Symbole bedecken die Hafenmole. Graffiti von Bootsnamen, Heimatflaggen, Jahreszahlen. Bilder platzen vom Beton und wurden von neuen Crews übermalt. An einem besonderen Punkt in ihrem Leben, vor oder nach einer längeren Reise. Ich frage mich, wo ihr Weg sie hingeführt hat. Ob sie gefunden haben, wonach sie gesucht haben und was sie heute tun.
Dem Fort so nah
15 Meter unter uns wandert der Anker über den Felsgrund. Das Kratzen bohrt sich in meine Ohren. Dass er sich losreißt, ist keine Option, denn die Klippen der Berlengas sind hier zum Greifen nah. Und der Wind bläst zwar schwach, aber konstant in Richtung der Insel. In dieser Nacht kommen wir nicht richtig zur Ruhe. Um drei Uhr geht Daniel nochmal an Deck. Legt ein paar Meter Kette nach. Adjustiert den Ankeralarm und schläft draußen, um notfalls schneller zu reagieren.
Segeln in der Orca Alley
Wolken hängen tief über der Ankerbucht in Camarinas. Regen hämmert auf den rauchgrauen Atlantik und das Dach unserer Kuchenbude. 13 Grad Lufttemperatur Anfang September - so haben wir uns Spanien nicht vorgestellt. In Regenjacken holen wir den Anker unseres Segelschiffs, Asja ein und hoffen, dass sie heil durch den Tag kommt. Wir sind im Revier der iberischen Schwertwale unterwegs.